Dienstag, 8. Juni 2010

MTV Movie Awards vs. Boston Legal

Die Ereignisse überschlagen sich fraglos. Und ich befinde mich ausnahmsweise direkt am Ball.
Im Klartext: Ich hab mir nicht nur die MTV Awards angesehen, sondern auch Boston Legal und die Hochzeit des Jahres.
Nein, Bella und Edward sind noch nicht vor den Altar getreten, zum Glück. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Das Grauen kennt kein Erbarmen.
Aber eins nach dem anderen:
Ja, ich habe eine Entschuldigung. Ich darf mir die MTV Awards ansehen und es sogar zugeben. Immerhin muss man auf dem Laufenden bleiben.
Zwar führte ich immer wieder gerne meinen Sohnemann als Ausrede an, der sich zumindest im akzeptablen Alter befindet, aber das lässt er sich wohl nicht mehr gefallen. Zu meiner Schande gestehe ich, dass die Frucht meiner Lenden so gar nichts von meinem guten Geschmack geerbt hat. Interessiert sich weder für Vampire, noch für Werwölfe und schon gar nicht für Award Shows. Schon gar kein Verständnis bringt er für die zarten Bande auf, die so manche Brüderpaare oder Agentenkollegen verbinden. Aber keine Sorge – ich werde ihn schon noch traumatisieren.
Zum Glück hab ich eine kleine Nichte und sehe es als meine heilige Pflicht an, zu ihrem Wohl auf dem Laufenden zu bleiben und mir Namen wie Taylor Lautner halbwegs vertraut zu machen. Womit ich mich schon einmal für alle Namen entschuldige, die ich in Zukunft falsch schreibe. Ein großer Geist hat einfach keine Zeit, sich um korrekte Orthographie zu kümmern. Und Robert Patterson/Pattinson/Patterwas steht wahrscheinlich auch drüber.
Zurück zu meiner Nichte. Auch wenn sie noch in Windeln steckt, kann es sich doch nur noch um Jahrzehnte handeln bis ich mich der Verantwortung stellen und sie in die Welt der Teenager-Fantasien einführen werde. Unumgänglich, dass ich die aktuelle Szene beobachte und fachgerecht analysiere.
Es hat auch nichts damit zu tun, dass die MTV Awards wirklich komisch sind. Und dass reihenweise hübsche junge Männer als Sexobjekte degradiert werden. Nur eine Frage der Zeit, bis sich die Darstellerjugend freiwillig verslasht und der Frau von heute was fürs Auge bietet.
Nicht dass ich Sandra Bullock im Clinch mit der niedlichen Blonden nicht schätzte, im Gegenteil. Aber ich gebe Robert Pattinson und Taylor eigentlich nicht mehr viel Spielraum. Und vielleicht kommt ihnen Zac Efron zuvor. Oder der, auf den meine Nichte dann abfahren wird. Bestimmt kommt etwas viel Furchtbareres nach, ein Subjekt, das wir uns noch nicht einmal in unseren schlimmsten Albträumen vorzustellen vermögen.
Was waren das für Zeiten, als man sich noch über Harry Potter lustig machen konnte, und nicht wusste, dass um die Ecke betörende Vampire und blaue Aliens lauern. Wie gesagt, das Grauen kennt kein Ende. Und zu den blauen Aliens: WTF.
Zurück zum Thema:
Eröffnet von dem Typ, der in Scrubs von Dr. Cox gefeuert wurde – und das nur weil er seine Hausaufgaben nicht machen wollte - , und der eine treffende Zusammenfassung für Avatar und Twilight, sowie den 3D Schwachsinn pauschal ablieferte, setzte zumindest halbwegs rasch der Wiedererkennungswert ein. Auch wenn ich viele Leute nicht so direkt zuordnen konnte.
Betty White natürlich, niemand kommt an ihr vorbei. Dann tauchte dieser Journalist aus Alias auf, der offensichtlich Bradley Cooper heißt. Übrigens war dieser Journalist auch tatsächlich die einzige Figur in der Serie, die mir so richtig gut gefallen hat.
Einer Serie, die, wenn ich mich recht erinnere, auch eine Kreation Tim Krings sein könnte, was mich umgehend in den weltweiten Ausruf einstimmen lässt: #Fuck Tim Kring. Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber der Mann hat mein seelisches Gleichgewicht und mehr auf dem Gewissen.
Ihr wisst schon: Das Heroes-Drama, Nathan … muss ich mehr sagen? Nein, will keiner hören, ich auch nicht.
Gut, dieser Alias-Typ dreht offenbar Filme. Zusammen mit anderen Leuten, die ich nicht kenne. Wenn ich mir das so überlege, dann kann sich meine Nichte offensichtlich nicht besonders auf mich verlassen. Es ist eindeutig an der Zeit, härter an mir zu arbeiten.
Auch wenn es nicht leicht ist, jemand muss sich diese Teenager Filme ja ansehen. Was mich zu der traurigen Tatsache führt, dass ich zwar immer noch keinen der Twilight Filme gesehen habe. Dennoch hält mich das nicht davon ab, zu bezeugen, dass laut der Ausschnitte, die gezeigt wurden, es sich vermutlich nicht unbedingt um filmische Kunstwerke handelt. Wenn ich das mal so sagen darf. Nichtsdestotrotz, ich bin ja auch nicht anspruchsvoll und die Werwölfe machen sowieso diverse kleine Unebenheiten wieder wett.

Allerdings erkannte ich umgehend ein gigantisches Problem.
Als Bella, Edward und Jacob auf die Bühne traten, um ihren Ausschnitt anzukündigen, was musste ich da feststellen:
Jacob ist kleiner als Edward!
Also bitte, was soll denn das? Ich meine, ich hab das Buch gelesen, in welchem Jacob als ungefähr dreimal so groß wie alle anderen beschrieben wird, zehnmal so groß wie Bella und überhaupt.
Und dann das? Wie machen die das? Trägt Jacob im Film hohe Absätze? Wird er ständig von unten gefilmt?
Aber vielleicht achtet auch der Rest der Welt nicht so auf Größe oder Haare.
Was hab ich mich darauf gefreut, Jacob mit langen Haaren zu sehen. Und dann diese Perücke!
Tja, das Leben ist hart. Dafür ist Edward weiß gepudert, was mich wieder von der Idee abbringt, als könne er theoretisch mit Jacob ein hübsches Paar abgeben. Im Ernst – der arme Werwolf, dauernd Puder und Schminke im Mund? Eher nicht.

Außerdem hab ich auch gelernt, dass die Welt sich in zwei Lager spaltet: Team Jacob und Team Edward. Und so benutze ich diese Gelegenheit öffentlich bekanntzugeben, dass ich absolut und hundertprozentig zum Team Jacob gehöre. Als ob es jemanden interessierte oder wunderte. Nichtsdestotrotz, Jacob hat sich wenigstens amüsiert. Auch wenn er zu klein ist. Und schmächtig. Und gar nicht der Jacob aus dem Buch. Allerdings nehme ich ihm eher ab, dass er sich mit einem Baby einlässt, prägt, ürgh.

Wie auch immer, zwei Typen, die ich nicht kenne, offenbarten mir diese Team-Geschichte und knutschten sich dann öffentlich ab. Was mir auch wieder gefiel. Ich hab ja sonst nicht so viel Freude und wie gesagt, bis Jacob und Edward sich abschminken und dann auf der Bühne miteinander fummeln, muss ich mich damit zufrieden geben, was das Publikum bietet.

Zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Zusammen mit den zahllosen Scherzen, die davon handeln, dass sich irgendjemand irgendetwas in eine bestimmte Körperöffnung schiebt. MTV hat eben Klasse und weist in die Zukunft.

Was mich zu jemandem bringt, den ich tatsächlich auch erkannt habe und immer wieder gerne sehe. Unvergessen, wie er dem verstörten Jim Caviezel vorschlug, über das Schwimmbecken zu wandeln.
Auf jeden Fall hing Will Ferrell an Strapsen über der Bühne, was ziemlich komisch war. Den Kerl neben ihm konnte ich nicht ganz einordnen. War das Mark Wahlberg? Sie gönnten mir keine Nahaufnahme und die Generation, die Marks Anfänge miterlebt hat, also selbstverständlich nicht die Meine, denn die ist viel jünger, sieht auf Entfernung nicht mehr so gut.
Samuel L. Jackson souverän, P.Diddy, Puff Daddy oder wie er momentan auch heißt hervorragend in seinem Unverständnis gegenüber den zwei Typen, die wirklich wussten, was Sache war. Womit ich schon wieder bei Team Jacob bin.
Vielfach bestätigt wurde zwar, dass es sich bei der Veranstaltung um eine Twilight – Show handelte, aber nichtsdestotrotz hatte mein Team arges Nachsehen.
Daran liegt es bestimmt auch, dass Bella und Edward ein wenig genervt wirkten. Und daran, dass sie vermutlich täglich zu irgendwelchen Veranstaltungen geschleppt werden, in deren Verlauf sie strahlen und danken müssen. Und dann neideten sie Jacob sicher, dass ihm die blöden Dankesreden erspart blieben, was wiederum sein breites Grinsen erklärte.
Hin und wieder tauchten auch Leute aus anderen Filmen auf. Der Kleine aus Harry Potter dankte seiner Mutter, was gleichzeitig niedlich und eigenartig ist. Noch eigenartiger allerdings, dass über ihm hängende Action-Helden ihn zusätzlich ärgern mussten. Jetzt kriegt er es nicht nur mit Voldemort zu tun, sondern auch mit der armen, öffentlich gedemütigten Mutter, von der jetzt alle Welt weiß, dass sie alleine am Computer sitzt und ihrem Sohn zusieht, wie er Popcorn-Becher empfängt.
Anderen Eltern erging es auch nicht besser, ihnen wurde für die Zeugung gedankt. Andererseits ist heutzutage nichts mehr selbstverständlich, insofern alles auch irgendwo bedankenswert.
Christine Aguilera beendete ihre Interpretation von Nichts mit einem Blick auf ein blinkendes Herz im Intimbereich.
Was will uns die Künstlerin damit sagen? Und dürfen wir froh sein, dass sie dafür sorgt, dass auch Frauen auf ihre natürliche Rolle als Sexobjekt reduziert werden? Ich denke schon, ansonsten fühlten wir uns wohl überfordert.
Da lob ich mir doch Erscheinungen wie den mir bislang auch unbekannten Rain, welcher den Preis für den besten, schlechten Hintern abräumte. Worauf er sich auf selbigen klopfte. Wofür ich vollstes Verständnis habe, den Preis kapier ich auch nicht. Aber der Typ ist hinreißend, wie eine verwandte Seele aus Little Britain in ähnlichen Fällen anzumerken pflegt. Absolut hinreißend. Extrem attraktiv.

Hey – ich darf das sagen. Als neutrale Beobachterin. Und überhaupt.
Soll nur mal jemand versuchen, mir vorzuwerfen, dass ich nach jüngeren Männern umsehe. Der soll bloß kommen.
Ich meine … das hab ich mir doch verdient, oder? Nachdem mich Jack, Nathan und Don schnöde verlassen haben. Und ich auch sonst kein Glück in der Liebe habe. Nicht einmal im Spiel. Obwohl ich als Kind mal eine Vase gewonnen habe. Vermutlich zählt das.
Und so muss eine Frau eben sehen wo sie bleibt. Sind nur noch hübsche, junge Männer zu sehen, dann heißt es eben, in den sauren Apfel beißen. Knallhart.

Und wenn die oben genannten Jacks und Dons so gemein zu mir sind, dann bleibt mir doch gar nichts anderes übrig, als mich an Frischfleisch zu orientieren. Also … will sagen an jüngerem Blut … also an neuen Talenten.

Im Ernst, nachdem ich diese Show gesehen habe, fühle ich mich beinahe, als bräuchte ich mich gar nicht mehr für meine Milo-Ventimiglia-Anbetung zu genieren. Der hat wenigstens schon mal Erwachsene gespielt, da bin ich fast sicher.

Definitiv, diese Sendung macht einen alt. Wer zum Henker ist Justin Bieber? Was will er von mir? Und warum sind das alles Kinder?

Andererseits, die Erwachsenen von der Oskar—Golden Globe – Emmy - Bühne locken letztlich auch niemanden mehr hinterm Ofen hervor. Zum einen werden dort praktisch nur die Frauen objektifiziert, zum anderen fehlt die ausreichende Dosis an anzüglichen Witzen, um einen wach zu halten.

Schließlich glaubte ich irgendwann zwischendurch einen Erwachsenen entdeckt zu haben.
Man kann sagen was man will, aber Tom Cruise hat sich verdammt gut gehalten. Im Ernst, man serviere ihn mir neben Taylor Lautner …

Und dann – was war der Mann für ein Vampir!

Da stimmte alles: die Kontaktlinsen, die Perücke, die Rüschenhemden. Kein Wunder, dass Edward Komplexe bekommt.
Sicher, Tom musste jeden verklagen, der ihn nach seiner Lestat-Interpretation für schwul hielt, aber irgendwas muss man ja für die Werbung tun.
Im Gegensatz zu ihm wirkten die Damen seines Alters … alt. Mag daran liegen, dass sie durchweg unter dem extremen Untergewicht leiden, das die Profession vorschreibt. Oder daran, dass Frauen insgesamt weniger Spaß und mehr Stress haben.
Außer Paris Hilton natürlich. Warum um alles in der Welt war die dauernd im Bild? Wahrscheinlich hat sie gut gezahlt dafür.
Christoph Waltz war da. In Vertretung Österreichs, der Schauspieler, die so alt sind, wie sie sich fühlen, von Darstellern, die Dankesreden halten können, ohne für ihre Empfängnis zu danken?

Wie dem auch sei. Ich habe wichtige Dinge gelernt: Dass Jacob tatsächlich erheblich besser aussieht als Edward. Aber dass ihre gemeinsame Verschlafenheit Bella mit Edward einigt.
Dass Award Shows Zeitverschwendung sind und dass ich 3D definitiv verabscheue. Kein Wunder, dass Johnny Depp sich nicht hingetraut hat. Warum konnten Tim Burton und er nicht beim guten alten Kino bleiben?

Gelernt habe ich auch, dass offenbar interessante Gruselfilme existieren, die ich vermutlich auch nie zu Gesicht bekommen werde, und die – und ich lehne mich da mal weit aus dem Fenster – vielleicht doch nicht so spannend sind, wie die Vorschau es vermuten lässt.

Und damit verlasse ich den Teil, von dem ich nichts verstehe und nähere mich dem Teil, von dem ich auch nichts verstehe.

Aus dem einfachen Grund, dass ich Boston Legal nicht einmal sporadisch gesehen habe. Erst während der letzten Staffel kam ich auf den Geschmack, eine dieser Heroes-bedingten Verzweiflungstaten, wie das Lesen von Büchern oder die Beschäftigung mit betörenden Vampiren.

Wir verlassen an diesem Punkt die Kindergruppe und bewegen uns auf ein Publikum zu, dem James Spader noch aus einer Zeit bekannt ist, als er mit Susan Sarandon Diner-Tische zweckentfremdete.
Diese Zeiten sind lange vorbei, aber mit Captain Kirk gibt er auch ein hübsches Paar ab.
Ganz zu schweigen von den anderen, vertrauten Gesichtern. Murphy Brown, John Larroquette. Bin ich die Einzige, die John Larroquette bereits mit schwarzer Mähne und in Harrys wundersamem Strafgericht genossen hat? Oder mit Kirstie Alley während des vergeblichen Versuchs, ein Haus zu erstehen und zu bewohnen?
Aber so ist das Leben.
Niemand weiß mehr, wovon ich spreche. Niemand versteht, warum ich Robert Petterson für un-betörend halte. Bis auf sein Haar. Ich gebe zu, das Haar hat was, vor allem seit ich weiß, dass er es mit Schmutz wäscht.

Zurück in die Vergangenheit. Alan und Danny heiraten und mir gefällt’s, obwohl sich beide sicher zu sein scheinen, dass sie eingeschworene Heteros sind und ihre Liebe einer anderen Ebene angehört.

Geben wir ihnen ein wenig Zeit. Was mich daran erinnert, dass eine Fortsetzung erwähnt wurde, was selbige zwar wohlweislich ausschließen dürfte, aber trotzdem ein hübscher Gedanke wäre.
Wer möchte nicht wissen, wie es mit Dannys Alzheimer weitergeht. Noch dazu, da ich dank umfangreicher Recherchen festgestellt habe, dass Alan Shore, bevor er in Boston Legal anheuerte, bereits erfolgreicher Anwalt war.
Na gut, ich schaltete zufällig mitten in der Nacht auf Kabel 1 und da lief eine Anwaltserie mit James Spader. In welcher er wirklich Alan Shore hieß. Ganz ehrlich, ich habe genau hingehört.

Was steht also einem weiteren Alan-Shore-Ableger im Wege? William Shatner macht’s sicher umsonst. Er sieht aus, als amüsiert er sich phänomenal, egal was er anpackt.

Auch völlig schnuppe. Denn eigentlich wollte ich nur darauf hinaus, dass Boston Legal komplett wiederholt wird. Ab kommende Woche. Und da die beiden Helden zum guten Ende sogar heiraten, und zwar sich gegenseitig – nicht wie gewisse Eppes-Brüder, die aus lauter Verzweiflung irgendwelche dahergelaufenen Frauenzimmer ehelichen müssen, nur damit die Serie harmonisch ausklingt – sollte die Tatsache nicht unerwähnt bleiben.

Selbstverständlich tröstet eine Anwaltsserie keineswegs darüber hinweg, dass gleichzeitig das Finale von Supernatural läuft. Und das gerade jetzt, mit meinem festen Entschluss, mir die Winchesters anzugewöhnen. Andererseits wäre mir das ohnehin kaum gelungen. Auch wenn beide wirklich ein hinreißend komisches Talent besitzen.

Unterm Strich bleibt alles traurig und aussichtslos. Drohungen von einer sogenannten Sommerpause schweben in der Luft. Sommerpause? Wie wollen die Köpfe des Geschehens denn noch mehr Wiederholungen unterbringen?
Ach so nein, keine Wiederholungen. Wir bekommen ja rund um die Uhr Fußball, Stephan Raab und dieses Mädchen serviert.
Ich glaube, das Grauen hatte ich schon erwähnt. Das muss es sein.

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