Fandom, Spoiler, Superheroes, galoppierender Irrsinn
Jawohl, es ist wieder soweit, und ich fühle mich berufen, meine Gedanken zum Fandom im Allgemeinen und im Besonderen in Worte zu fassen. Aus diesem und aus vielen anderen Gründen rate ich vom Lesen des folgenden Textes tunlichst ab. Schlimmer noch – ich schrecke nicht vor massiven Spoilern zu Heroes zurück, genauer gesagt zum Heroes Finale der 3.Staffel, welches zugleich das Finale des 4. Volumens ist. Keine Sorge, hat mich auch verwirrt.
Aus unerfindlichen Gründen besteht die dritte Staffel dieser Serie aus zwei ‚Volumes‘, 3 und 4, getrennt während der Erstausstrahlung in den USA durch zwei Monate Pause, und ausufernde Reaktionen auf Seiten der Fans eines gewissen Serien-Politikers. Doch dazu später, und in diesem Zusammenhang noch der dringende Hinweis, dass es sich im Folgenden vermutlich in allererster Linie um einen tiefen Kniefall vor Adrian Pasdar handeln wird. Wer das nicht verträgt, sollte sich ebenfalls mit ausdrücklichem Grausen abwenden.
Also gut – jetzt geht es los.
Vorausschicke ich noch die Information, dass ich – trotz meines hohen Alters immer noch glaube eine Art Fandom Neuling zu sein.
Meine Erfahrungen beschränken sich hauptsächlich auf intensive Aufenthalte im 24-Bereich, dass heißt Jack Bauer kenne ich in und auswendig, ansonsten hab ich keine Ahnung von nichts.
24 ist ein relativ kleines Fandom, eher gemütlich, soweit ich das beurteilen kann. Gerade im Bereich der Fanfiction tummeln sich doch Männer und Frauen, die – sagen wir es vornehm – bereits über einige Lebenserfahrung verfügen. Eine Tatsache, die durchaus für die Qualität der Geschichten spricht, aber auch für den Umgangston und ein gewisses Verständnis untereinander.
Über die offizielle Webseite kann ich weniger sagen, weil die für mein Notebook meistens zu überlaufen ist, als dass ich überhaupt hineinkäme. Aber selbst vom Hörensagen, sind mir keine überkochenden Emotionen irgendeiner Art bekannt.
Wem es nicht mehr gefällt, der geht in der Regel still und leise, ohne zu nerven.
Nachdem ich mich also mit Jack ausgetummelt hatte, schien der Weg frei für Neues.
Und da verfiel ich einer völlig anderen Angelegenheit – den Heroes. Wohlgemerkt noch nicht in der ersten Staffel, obwohl ich die selbstverständlich auch gesehen habe. Immerhin spielt der vorher erwähnte Adrian Pasdar eine tragende Rolle. Und bei diesem Mann handelt es sich nun mal um ein Gottesgeschenk an die Frau, eine Augenweide, einen Traum auf zwei Beinen, um es untertrieben zurückhaltend zu sagen.
Daher akzeptierte ich auch die ausgesprochen merkwürdige Idee des fliegenden Politikers – und seien wir ehrlich – die Idee ist schon ziemlich dämlich.
Aber natürlich kann einen Pasdar nichts erschüttern, auch nicht, dass er raketengleich in die Luft schießt.
Zudem köderte die erste Staffel interessante Stars wie Malcolm McDowell, George Takei, Christine Rose oder Jack Coleman.
Also gelang es mir, darüber hinwegzusehen, dass es auf den ersten Blick hauptsächlich um blonde Cheerleader, quietschende Japaner und hübsche Jungs ging, die nicht so recht wussten, ob sie nun fliegen konnten oder nicht – oder wie oder was?
Und dann bietet der Petrelli-Clan fraglos eine Vielzahl an Interpretationsmöglichkeiten, die des Fanfiction-Lesers Herz endlos erfreuen.
Mit der zweiten Staffel hatte Heroes mich dann in seinen Klauen, was hauptsächlich an Adrian Pasdars wilder Frisur und seiner Darstellung des gebrochenen, um nicht zu sagen abgestürzten und von Schuldgefühlen zerfressenen Politikers lag.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben, bot bislang noch jede Staffel für Nathan Petrelli mindestens drei komplette Umstürze in Charakterfragen. Fraglos profitieren die Produzenten davon, dass er einfach alles spielt, was man ihm vorlegt. Und natürlich darf man die Sinnfrage in Heroes nicht als Allererste stellen.
Dementsprechend fieberte ich nun der dritten Staffel entgegen, und begab mich zusätzlich in das Fandom, zumindest in kleine Teile davon, die aber immer noch im Vergleich zu 24 gigantisch ausfallen.
Und damit war es mir vergönnt, zumindest einen Hauch der Emotionen wahrzunehmen, die im Laufe dieser Staffel und vor allem im Anschluss an das Finale aufbrachen.
Gut, mit Sicherheit handelt es sich in erster Linie um ein jüngeres Durchschnittsalter, und ist man noch nicht so abgeklärt und weise wie selbstverständlich bei meiner Wenigkeit.
Und in den Jahren unschuldiger Jugend ergreifen tragische Vorfälle, wie das Ableben des Lieblingscharakters doch ungleich stärker.
Andererseits handelt es sich um Heroes – tot ist nicht unbedingt tot. Ich würde sogar vermuten, die Mächte im Hintergrund sind sich diesbezüglich auch nie so ganz sicher.
Auf jeden Fall haben wir nun – Achtung Spoiler!!! - einen toten Nathan Petrelli. Wenngleich er nicht ganz tot ist. Genauer gesagt, wurden seine Erinnerungen in den fiesen Sylar verpflanzt, der sich nun für Nathan hält.
Klingt kompliziert – ist es auch.
Aber das Wichtigste an der Sache ist doch, dass uns Adrian Pasdar erhalten bleibt. Ob er nun Sylar spielt oder nicht, mir eigentlich recht schnuppe, zumal ein endgültiges Ableben seinerseits bereits seit Mitte der Staffel prophezeit wurde.
Ja, denn schon zu dieser Zeit tobte die Fangemeinde, wandten sich treue Anhänger erbittert von der Show ab, verließen mit fliegenden Fahnen das sinkende Schiff.
Das heißt, von dem sie dachten, es sänke, da unser aller Nathan bereits den vierten, fünften oder sechsten Charakterwandel durchmachte, und der amerikanischen Volksseele offenbar wie ein wiederauferstandener Hitler vorkam.
Ich selbst könnte mir ja vorstellen, dass gewisse Anspielungen mehr mit Guantanamo zu tun hatten – aber was weiß ich schon.
Ist auch egal, denn das Drama innerhalb der Fanreihen wuchs sich offensichtlich bis in die Produktionsbüros aus, wo man zur Abwechslung Nathans Charakter noch einmal änderte – fürs erste.
Schön für uns, kehrten doch auch reumütige, der Serie längst abgeschworene Fans wieder zurück, halb in Furcht, halb in Vorfreude auf das Ende der Staffel.
Würde Nathan zum ersten Mal in der Geschichte der Serie nicht zum Staffelende den Löffel abgeben?
Und ehrlich – hat jemand wirklich etwas anderes erwartet?
Auf jeden Fall bekam ich in diesem Fall die aufkochenden Gefühle eher mit, da intensive und langwierige Studien zum Thema mir eröffneten, dass nicht nur die Fans, sondern auch die verschiedensten Mitarbeiter der Serie, ob vor oder hinter den Kulissen – sagen wir mal – ein gewisses Engagement im Bereich der Internet-Nutzung zeigen.
Das heißt, sie twittern, bloggen, vertreiben Comics oder eröffnen YouTube accounts, dass es nur schön ist.
Feine Sache, erlaubt diese doch jedem Fan seine Gedanken zur Show oder anderem erster Hand loszuwerden. Ja – auch ich habe Adrian Pasdar meine unsterbliche Liebe online geschworen – glaube ich zumindest, denn es war zu spät, als dass ich noch hätte zurechnungsfähig sein können, geschweige denn mich in einer Fremdsprache verständlich machen – hoffe ich immerhin zu seinem Besten.
Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist, dass diese armen Menschen nun überrannt werden – wieder – mit Kommentaren wie ‚Das war’s – Ich verlasse die Show‘ oder ‚Warum hasst ihr Nathan-Fans?‘ oder ‚Seid ihr alle auf Crack?‘
(Ich bin nicht sicher, ob diese Heroes-Fans gefährlich werden können, aber wenn ich so von mir ausgehe, sollte doch mit allem gerechnet werden. Deshalb suche ich mir auch lieber Serien aus, die auf der anderen Seite der Welt hergestellt werden – da besteht weniger Gefahr, dass ich Adrian Pasdar auflauere, um ihn zu fragen, wie er nun gedenkt die vierte Staffel anzulegen. Aber ganz ehrlich – der arme Mann sollte sich in Sicherheit bringen – ich mein ja nur…)
Zudem stellt sich doch die Frage – was kann der arme Regisseur, der doch in Bezug auf die Handlung der Geschichte nicht das Geringste zu melden hat, für das ganze Drama. Zumal ihm offenbar auch noch aus finanziellen Gründen gekündigt wurde, worauf er seinen Blog mit herzzerreißenden Danksagungen füllte – ein netter Mensch.
Natürlich hält das niemanden davon ab, diesem fleißigen, hingebungsvollen Menschen an den Kopf zu werfen, wie sehr die Serie ruiniert wurde, und ihm zudem mitzuteilen – was ihn mit Sicherheit ausnehmend interessiert – dass man die nächste Staffel nicht gedenkt zu sehen.
Hey… es ist Heroes. Nathan kommt schon wieder. Und was bedeutet der Ruf nach Claires Blut, um diesen unseren Senator zu retten? Findet ansonsten irgendetwas Vernünftiges oder Nachvollziehbares in dieser Serie statt?
Glücklicherweise besitze ich keine Links zum Sylar-Fandom im Speziellen. Denn wenn sich die Nathan – Fans bereits so aufregen, was sagen dann erst die Anhänger des einzig wahren Bösewichts.
Der ist doch schließlich irgendwie auch tot… oder nicht?
Und was ist eigentlich mit Nathans Leiche passiert?
Und wieso überlebt er tödliche Schussverletzungen, aber kein Anritzen seiner Kehle?
Fragen über Fragen, die – soweit ich die Serienwelt kenne – wohl auch nie beantwortet werden.
Aber darauf kommt es doch auch überhaupt nicht an. Viel wichtiger erscheint es mir zu erfahren, ob Nathan oder Sylar nun endlich die dusselige Fliegerei sein lässt, und sich der Reparatur von Uhren widmet.
Irgendwie könnte ich mir das vorstellen.
Oh, das hat gut getan, und ich habe mich noch nicht mal über Nathans neueste und absolut grauenerregende Frisur ausgelassen, mit der er Peter und Sylar bereits infiziert hat… die ist schlimmer als alles andere. (Und ich bin überhaupt nicht oberflächlich oder auf Äußerlichkeiten fixiert… aber was ist das für ein Haarschnitt?)
Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich bis Volume 5 ihr hübsches Haar wieder wachsen lassen… bitte.
Entschuldigt die Länge und Sinnlosigkeit des Vortrags, dummerweise bekomme ich es nicht hin, über das Schreiben trostspendender Fanfiction nachzudenken. Die Serie ist eindeutig zu kompliziert. Was war Jack Bauer doch für ein simpler, durchschaubarer Charakter.
Leider nicht ganz so hübsch wie Nathan… wie gesagt – ich bin gar nicht oberflächlich…
Und bislang hatte Jack auch noch nicht mit zwei Persönlichkeiten in einem gutaussehenden Körper zu tun, obwohl das auch mal eine Idee wäre.
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