Freitag, 22. Mai 2009

Oh, the places you'll go

Oh, the places you'll go

Spoiler, Spoiler… ernsthafte Spoilerwarnung!

Wer die siebte Staffel von 24 oder Redemption noch nicht gesehen hat, liest auf eigene Gefahr.


Persönliche, unfertige und unflätige Gedanken zum Seriengeschehen:


Das war’s also mal wieder. 24 Folgen in Echtzeit.
Wie lange habe ich darauf gewartet. Um ehrlich zu sein, lange genug, dass meine Begeisterung für diese Serie und für Jack Bauer im Speziellen empfindlichen Schaden genommen hat.
So ist das eben mit ernsthaften Beziehungen. Geben sich nicht beide Seiten reichlich und ununterbrochen Mühe, so lässt die Liebe rasch nach.

Und 24 legte einfach schnöde, und ohne sich bei mir zu entschuldigen, eine unvorstellbar lange Sendepause ein. Treulosigkeit nenne ich das.
Gewiss – ich gab mir Mühe, hielt mich zeitweise mit Fanfiction über Wasser. Doch da diese treulosen Typen von 24 global derartig ungehobelt mit ihren Fans umsprangen, so ist es kein Wunder, dass es mit der Fiction weniger und weniger wurde, der Slash praktisch komplett ausstarb, und bis auf neckische Anekdoten über Kiefer Sutherland nichts geboten wurde. Der Serienfan als solcher benötigt aber ständige Aufmerksamkeit in Form von Blumen, Schokolade und romantischen Treffen. Anders gesagt neue Folgen, noch mehr neue Folgen, und dann noch mehr neue Folgen.
Gab es nicht – keine einzige. Dann wurde Kiefer Sutherland sesshaft, und anständig, und der letzte Strohhalm, an den ich mich klammerte, war dahin.

Aber alte Liebe vergeht nie so ganz, und 24 legte sich Ende letzten Jahres ins Zeug, um vergangene Fehler auszubügeln. Zuerst servierten sie uns einen zweistündigen TV-Film, der die Brücke zwischen 6. Staffel und 7. Staffel schlug.
Schön gemacht, dieser Film, mit den allerbesten Absichten, auch auf dem ethisch-moralischen Sektor.

Gewiss – jede Dokumentation zum Thema Kindersoldaten und Gräueltaten im eigentlich gar nicht so weit entfernten, und dennoch so fremden Kontinent Afrika, wirkt erhellender, als die Erfindung eines ganzen Landes, in dem unser guter Jack Erlösung von seinen Sünden sucht, indem er an einer Schule bastelt.

Hauptsächlich weil der Zuschauer sich mit dem Wissen trösten kann, dass dieses spezielle, fiktive Land eben gar nicht existiert.
Kinder und Erwachsene wirken – mit Ausnahme von Robert Carlyle – auffällig gesund und stabil – außer, wenn auf sie geschossen wird. Aber wir wissen ja alle, dass ihnen mit Jack an ihrer Seite nichts geschehen kann – also fast nichts.

Im Großen und Ganzen eine recht nette Unterhaltung, die allerdings den Vergleich mit Filmen wie Blood Diamond nicht mal im Ansatz aushält.
Gehen wir allerdings davon aus, dass ein durchschnittlicher 24 – Fan sich insgesamt nicht sicher ist, ob Afrika überhaupt existiert, geschweige denn was es darstellt und mit unserem gemütlichen Leben zu tun hat, dann wirkt dieser Film sich möglicherweise doch aufklärerischer aus, als ich ursprünglich annahm.


Auf jeden Fall spannt er sehr schön besagte Brücke zwischen den Staffeln, führt eine Präsidentin, deren Familie und Teile des Stabes ein, deutet an, dass es auch in fiktiven afrikanischen Ländern erheblich düsterer zugehen kann, als man annehmen möchte, und erwähnt sogar einen der Übeltäter, welcher Staffel 7 benutzt, um zur Hochform aufzulaufen.
Nicht nur dass er Angelina Jolies Vater ist, nein – er treibt es noch schlimmer. Jon Voight ist Waffenhändler, Kopf einer Ansammlung fieser Söldnertruppen, und außerdem irgendwie total irre. Aber das wäre wohl jeder, wenn jeder zweite, der ihm ins Gesicht sieht, die Ähnlichkeit zu seiner Tochter erwähnt. Ehrlich – die Lippen aufgespritzt, und er ist Angelina in blond.

Waffenhändler – bezahlte und von der Regierung beschäftigte kaltblütige Söldnertruppen, die in allen Teilen der Welt ihr Unwesen treiben – das hört sich derartig realistisch an, dass es schon richtig gut ist.

Nicht nur das, der wahnsinnige Jon Voight schreckt auch nicht davor zurück, mit Biowaffen zu experimentieren, Massaker am Ende der Welt, wo sie keinen interessieren anzurichten, und den ausführenden General Tony Todd… obwohl dieser als Candyman eigentlich noch fieser war, schnell mal nach Washington zu schmuggeln, damit er das Weiße Haus kidnappen kann.

Also, es geht wahrhaftig ziemlich ab, dass muss ich gestehen. Die 7. Staffel bietet eine ganze Menge Erfreuliches.

Natürlich ist das Erfreulichste aller Dinge die Rückkehr des toten Tony Almeidas. Milliarden Jack/Tony Anhänger jubelten, bis… bis sie Tonys Frisur sahen.
Ein harter Schlag für die Fangemeinde. Haare, die praktisch kaum vorhanden waren. Statt dessen eine Art Drei-Tage-Bart, um das Zweifelhafte des Charakters zu unterstreichen.

Richtig – es handelt sich um die Frisur für einen Bösewicht. Komisch eigentlich, dass sie Tony nicht auch rauchen lassen – üblicherweise ein sicherer Hinweis.
Aber wir bleiben mit Tony zweifelhaft, weshalb ich auch Hoffnung für das Jack/Tony Fandom hege.

Gut, der eigentlich tote Tony lebt. Warum eigentlich interessiert auch niemanden. Ein längst vergessener, und von Jack gemeuchelter Bösewicht, Robocop, aus Staffel 5, dosierte verkehrt, oder mischte heimlich ein Gegengift in die tödliche Spritze… irgendetwas in der Richtung.

All das nur, damit Tony sich in die heiße Liebesaffaire mit dem Typ aus Highländer und aus Stargate werfen konnte. Hauptsächlich wohl, um Jack vergessen zu können, der in der Zwischenzeit in einem chinesischen Gefängnis schmorte, und sich nach Tony verzehrte, den er für tot hielt.
Soweit – so verwirrend.

Ein aufrechter Senator nahm Jacks, sich über Jahrzehnte hinziehende Protokollverletzungen nicht mehr hin, und zitierte ihn vor einen Senatsausschuss.
Natürlich wäre Jack niemals freiwillig dort erschienen. Er versteckte sich lieber in Afrika oder Indien, um den Konsequenzen seiner Untaten zu entgehen.

Jedoch die sanfte Erpressung von Ally McBeal’s Gil Bellow, ließ ihn an das Wohl später nicht weiter erwähnter Kinder denken, und Jack stellte sich opferbereit, und edelmütig – Jack eben – den wütenden Senatoren und der Aussicht auf noch mehr Gefängnis – diesmal gewürzt mit amerikanischen Foltermethoden.

Natürlich fühlte Jack, dass er durch die Handvoll Kinder, die er aus einem dem Untergang geweihten Land, gerettet hatte, und die danach niemand mehr gesehen hat, ausreichend im Recht war, um vor dem Senat große Töne zu spucken.

Doch bevor ihm der hyperaktive Vater aus den wilden Siebzigern in seiner Verkleidung als Senator an die Gurgel gehen konnte, näherte sich schon die Rettung.

Diesmal zur großen Freude des weiblichen Publikums, und des Teils an männlichem Publikum, das sich an hübschen Frauen erfreuen dürfte, handelte es sich um eine Vertreterin des schönen Geschlechtes.
Ganz genau… wir haben jetzt einen weiblichen Jack Bauer.

Da die CTU aus verständlichen Gründen – ich meine – was haben die alles angerichtet? – abgeschafft wurde, gehört Renee Walker dem FBI an, das – wie Chloe uns später lehrt – mit absolut unzureichendem technischen Equipment arbeitet. Ein Skandal!
Weshalb Chloe auch nicht zum FBI wechselte, sondern stattdessen ein Kind in die Welt setzte, Morris nervte, und im Untergrund zwielichtigen Geschäften mit ihrem ehemaligen Boss nachging.

Bill – besagter Boss – gewann in Staffel 7 definitiv, schon allein durch sein wildes Outfit. Weiße Locken – schwarzer Rollkragenpulli – sehr heiß.
(Nicht, dass ich von Haaren oder Äußerlichkeiten besessen wäre.)
Wobei mir einfällt – auch Jack sieht phänomenal gut aus. Ein heller Mantel, so etwas Ähnliches wie eine blondierte Stirnlocke – ganz entzückend.
Und erst, wenn er sich dann entkleidet und in etwas Bequemes schlüpft – schusssichere Weste über hautengem Kampfanzug – spätestens dann können wir verstehen, dass Renee bei seinem Anblick ihren Liebhaber, der zufällig auch FBI Chef ist, im Regen stehen lässt.

Zurück zur Handlung. Renee präsentiert Jack den wiederauferstandenen Tony. Dieser ist merklich erschüttert, und selbstverständlich sofort bereit, Anhörung Anhörung sein zu lassen, und sich auf dunkle Pfade zu begeben.
Beziehungsweise – er prüft erst einmal, ob Tony wirklich so böse ist, wie er tut, wenn er fiese Attacken gegen amerikanische Zivilisten organisiert.

Selbstverständlich dauert es nicht lange, und Jack kommt Tonys Zusammenarbeit mit Bill und Chloe auf die Spur, welche natürlich den hehrsten Motiven entspringt.
Jack und Tony arbeiten zusammen – die Fans schmelzen dahin – ihre Liebe lebt.

Renee zweifelt noch ein wenig an Jacks Methoden, aber ein Blick in seine meergrünen Augen, und jeglicher Einwand des langweilig moralischen Chefs versinkt im Nebel der Verzückung.

Ganz nebenbei plant die Präsidentin schnell mal den Einmarsch in dem erfundenen Land, bemuttert ihren vom Tod des gemeinsamen Sohnes besessenen Ehemann, und trifft sogar auf Jack. Worauf auch diese Frau seinem Charme erliegt, und sich den Rest der Staffel um unseren armen Agenten sorgt.

Dazu hat sie natürlich auch allen Grund.
Überstand das weiße Haus, und ein Großteil seiner Bewohner zwar die Besetzung durch Candyman und seine Mannen, so ist die Gefahr damit noch lange nicht gebannt.
Jon Voight kehrt mit bösen Plänen zurück, und arbeitet an der Vernichtung demokratischer Wertvorstellungen.

Weder Jack, noch die Präsidentin können das dulden. Außerdem sind wir grad erst bei der Halbzeit der Staffel.

Der Stargate und Highlander Mensch ist inzwischen auch tot, aber Tony ist es egal, weil er hat ja jetzt Jack wieder. Sie küssen und knuddeln und feiern Wiedersehen mit Kerzen und Rosenblättern… in meiner Vorstellung zumindest.

Doch ist da noch Renee. Ich gebe zu, ich war von Anfang an skeptisch ihr gegenüber.
Zum einen machte sie Jack vollkommen unpassend schöne Augen. Dabei sieht doch jeder, dass Jack und Tony füreinander bestimmt sind.
Dann trägt sie die gleiche Haarfarbe wie Chloe? Wieso nur? Muss 24 sparen – beide Frauen sich eine Packung Färbemittel teilen?
Und dann auch noch rot – dieses künstliche rot, das aus der Tube kommen muss. Ich werde nie verstehen, wie sich jemand freiwillig die Haare rot färben kann. Aber das liegt daran, dass ich mit Spitznamen wie Karotte oder Pumuckel aufwachsen durfte. Natürlich rotes Haar ist einfach wenig berückend.

Und überhaupt – warum färbt sich Chloe dauernd ihre Haare. Das verwirrt mich.
Aber gut, zumindest ist Renee nicht blond. Ich bin immer noch traumatisiert von Audrey. Noch eine Blondine für Jack verkrafte ich nicht.
Also – Renee ist ausbaufähig, und hart im Nehmen. Sie besitzt sozusagen das Jack-Bauer-Gen.
Im Laufe von 24 Stunden wird sie erschossen, eingebuddelt, mit Plastikfolie erstickt, und behält nichts davon zurück, außer einem lächerlichen Pflaster am Hals.
Sie erträgt sogar die eifersüchtigen Blicke, die Tony, Bill und Chloe ihr zuwerfen, sobald sie versucht, sich Jack an den Hals zu werfen.

Fairerweise muss gesagt werden, dass niemand ihr daraus einen Strick drehen dürfte.
Schließlich erhält Jack wiederholt die Gelegenheit, auf höchst attraktive Art und Weise zusammenzubrechen. Und niemand – ich wiederhole – niemand kann einem zusammenbrechenden, verletzlichen, emotional gestörten Jack widerstehen. Wieso sollte Renee dies schaffen?

Die Schuld liegt also bei Jack, und er wird von seiner Schuld freigebetet. Wir brauchen uns keine Sorgen um ihn zu machen.

Nun gut – das Schlimmste kommt noch – die Präsidenten befördert ihre labile Tochter solange, bis sie ihr richtig Schwierigkeiten bereiten kann – Bill opfert sich, damit Jack sich nicht opfern muss - dieser egoistische Wurm – und Jon Voight plant Raketen mit Biowaffen wahllos in der Gegend herum zu schießen.

Genug zu tun für Jack. Nachdem er Bill und damit seinen schon wieder nicht funktionierten Selbstmordplan ein wenig betrauert hat, geht er Jon Voight an die Kehle.
Zum Beispiel rettet er die Menschheit vor irgendwelchen ominösen Krankheitserregern. Und da Jack sich permanent im Selbstaufopferungsmodus befindet, dreht er dem Erreger den Hahn ab, in dem er sich selbstlos vor dessen Flinte wirft.

Jack ist exposed. Und das kommt richtig gut. Nicht nur, dass er einen öffentlichen Strip hinlegen muss – mitten auf der Straße – vor Tausenden von interessierten Zuschauern – nein, er wird auch noch kalt abgeduscht, in ein weißes Hemdchen gekleidet und unter Quarantäne gestellt.

Hinfort mit der schnittigen, schwarzen Kluft – herbei mit luftigen Krankenhausklamotten.
Ziemlich bald, und damit Jack nicht den Rest der Staffel in einem abgeriegelten Zimmer verbringen muss, stellt eine attraktive Ärztin fest, dass die Sache zwar für ihn tödlich endet, er allerdings für andere keine Gefahr darstellt.
Welch eine Erleichterung. Jack darf sich wieder unters Volk mischen, und sich in den ergriffenen Blicken Renees oder Tonys baden.

Tony ist auch nicht völlig untätig. Er schleicht im Hintergrund herum, und betätigt sich als Außendienst – Agent von Gnaden des FBIs. Ganz recht, Tony macht sich gut – trotz komischer Frisur und traurigem Blick, ausgelöst aller Wahrscheinlichkeit nach durch Jacks Weigerung sich öffentlich zu ihrer Liebe zu bekennen.

Chloe ärgert die nette FBI-Chloe, Janeane Garofalo, und Renee übernimmt das Kommando.
Jack bekommt in der Zwischenzeit Anfälle, schafft es aber dennoch Jon Voights Raketen zu entschärfen… oder so ähnlich. Er arbeitet einfach von der FBI-Zentrale aus und wir erinnern uns aus früheren Tagen, dass Jack durchaus auch fähig zum Büro-Job ist.
Leider verursacht er ein wenig Unordnung, durch wiederholtes Zusammenbrechen, Umreißen von unschuldigen Tischen und Stühlen und wüstes Herumzucken auf glänzendem FBI-Boden.

Das geht natürlich nicht, weshalb die hübsche Ärztin, Jack ein Paket Spritzen überreicht, und ihn in den Außendienst zurückversetzt.
Spritzen – ganz recht. Neben Jacks Bürotätigkeiten erinnern wir uns auch an seine Heroinsucht. Mit Spritzen kennt sich der Mann also aus, und als wahrer Junkie fackelt er auch nicht lange, sondern beginnt sofort damit, sich eine Spritze nach der anderen in den Arm zu rammen.

Das – kommt –gut.
Für mich, denn ich liebte Jack in Staffel 3, und ich liebe Jacks Tendenz zur Selbstzerstörung.
Gut, da er hier ohnehin zum Sterben verdammt ist, braucht der Fan sich wohl auch keine Sorgen über mögliche Folgen exzessiven Medikamentenmissbrauchs zu machen.

Das Gift, dem Jack sich so todesmutig aussetzte, führt übrigens neben Zuckungen, Krämpfen und gelegentlichem Augenrollen auch noch zu netten Halluzinationen. Es handelt sich also um etwas Neurologisches. Trotzdem kommt niemand darauf, Dr. House zu rufen.

Ist auch nicht notwendig, denn zufällig befindet sich Jacks Tochter in der Gegend, deren Stammzellen eine experimentelle Therapie erlauben.
Natürlich will Jack Kim nicht sehen. Er ist immer noch beleidigt, da sie in Staffel 5 nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Als wäre sie die Einzige, und als würde ihm das sonst etwas ausmachen?

Nun gut, Jack sagt ‚Nö‘ zur experimentellen Therapie, und überhaupt zum Wiedersehen mit der verschollenen Tochter. Er ist und bleibt eben doch ein Sensibelchen.

Aber Renee ist eine Frau, und weiß daher wie wichtig Familienzusammenführung in Krisenzeiten sein kann. Sie stellt Kim zu Jack durch, und beide versöhnen sich herzzerreißend. Kim versteht, dass Jack keinen Bock darauf hat, Versuchskaninchen für Experimente zu spielen.

Vielleicht ist sie auch die Einzige, die Jacks permanenten Todeswunsch akzeptiert, den dieser seit dem Tod ihrer Mutter mit sich herumschleppt.

Zu blöd, dass ihm der finale Schritt einfach nicht gelingen will.
Er hat nun wirklich, wirklich alles Erdenkliche versucht.
Es begann mit Bartwuchs und dem Ertränken des Kummers in Spirituosen, setze sich fort über das wiederholte Selbst-Aussetzen radioaktiver Strahlung, diverse, bislang ungezählte Opfertode, denen jedesmal ergreifende Szenen vorausgingen.
Zudem haben wir noch den unterschwelligen, langsamen Selbstmord. Man nehme die bereits erwähnte Drogensucht, den halsbrecherischen Job, Undercover-Einsätze in der Hölle oder auch die Tatsache, dass Jack trotz Folter, Gefängnis, blutender Wunden, Herzinfarkten, lebensgefährlichen inneren Verletzungen einfach weiter munter in der Gegend herum hüpft.

Gut – Jack sagt ‚Nö‘ und Kim sagt ‚OK‘.
Sie kennt schließlich diese Verabschiedungen von Jack aus erster Hand, und weiß sehr gut, dass sein Plan nie und nimmer aufgehen wird.

Jack dagegen freut sich über eine gelegentliche Spritze und die Aussicht in absehbarer Zeit endlich ein wenig Ruhe zu finden, welche er im Grunde auch wirklich verdient hat.

Aber Stillsitzen ist nichts für Jack, zumal Tony sich schnell mal entschlossen hat, wieder böse zu werden.
Er mordet harmlose Leute, räumt netterweise noch Renees Ex-Liebhaber aus dem Weg, und blickt finster in die Gegend, während er den letzten Kanister mit Bio-Gift festhält.

Jack reicht einmal Selbstaufopfern in dieser Staffel nicht, weshalb er sich mitten ins Geschehen begibt, den Kanister schnappt, und sich dem Gift ein zweites Mal aussetzt.

FA-BEL-HAFT!
Darauf hatte ich in Staffel 3 gebaut, aber in dieser machte es auch Freude. Tür zu, und das Teil explodieren lassen, danach erschöpft zu Boden sinken.
Inzwischen macht sich auch niemand mehr Illusionen darüber, dass dieses Zeug irgendjemand anders als Jack vernichten könnte, weshalb wir leider auf den angenehmen Anblick des strippenden Jacks verzichten müssen. Keine kalte Dusche – kein Kleiderwechsel.
Und Jack trägt zudem sein Spritzenset mit sich herum, außer wenn Tony es ihm wegnimmt, um ihn leiden zu sehen.

Mittlerweile ist Jon Voight vollkommen irre geworden. Deshalb macht es auch gar nichts, dass die Tochter der Präsidentin seine Ermordung anordnet… und dann wieder nicht.
Denn der Zuschauer weiß, dass neben Tony noch weitaus üblere Gestalten hinter der Sache stecken. Ein mysteriöser Anrufer murmelt kryptisches Zeug. Eine heiße Schnecke krallt sich Tony und entpuppt sich als Mittelsfrau zwischen allem und jedem.

Da hätte ich doch fast vergessen, dass Kim immer noch existiert.
Ich liebe Kim – sie ist wunderbar. Und sie enttäuscht auch diesmal nicht.
Trotz sämtlicher Vorsichtsmaßnahmen, die Jack trifft, damit er sie glücklich wieder los wird, schafft sie es, sich in einem Raum voller harmloser Menschen an die beiden einzigen fiesen Terroristen zu hängen. Mary Page Kellar und den anderen kenne ich auch. Schicke lange Haare.

Alles selbstverständlich nur, damit die heiße Schnecke Jack ein Bild von Kim in Schwierigkeiten schicken kann, worauf dieser – wie gewohnt – seinen letzten Rest Verstandes aufgibt – und alles tut, um sein Töchterchen zu retten.

Wahrscheinlich nur, weil er noch nicht weiß, dass sie verheiratet ist. Und zwar NICHT mit Chase Edmunds. Was ich persönlich Kim nicht so schnell verzeihen werde. Der langweilige Nicht-Chase-Edmunds hat auch im Grunde nicht viel zu melden – eigentlich gar nichts. Ich finde, Chase sollte ihn aus dem Feld nehmen.

Gut – Kim in Gefahr – Jack mit Knopf im Ohr wird herzlos erpresst – Yeah! -, und befreit erst mal Tony, um sich diesem dann zum Fraß vorzuwerfen.

Natürlich ahnt er nicht, dass Tony keine phantasievollen Liebesspiele im Sinn hat, sondern stattdessen Jacks Körper ausweiden möchte, um an den letzten Rest des Biogiftes zu kommen, das noch verfügbar ist.
Jawohl – Jack hat alles kaputt gemacht, nur nicht das, was sich noch in seiner Blutbahn befindet.

Jack, obwohl halbtot, 24 Stunden im Dauerstress, verwirrt vom bösen-guten-wieder bösen Tony, lässt sich jedoch nicht so einfach irgendwo festbinden und von weißbekittelten Fieslingen auf Spritzen spießen.
Nein – er entfleucht, und irrt weiter in der Gegend herum, Tony und die heiße Schnecke auf den Fersen.

In der Zwischenzeit richtet Kim in der Flugzeug-Wartehalle ein Blutbad an. Also – nicht sie – aber wenn das Mädchen ein wenig mehr Verstand hätte, würde sie vielleicht mal die Leichen zählen, die auf ihr Konto gehen, und sich daraufhin ein wenig schuldig fühlen.
Es wird heftig geballert, Tausende unschuldiger Wachleute, Polizisten, Flugreisende und andere gehen zu Boden. Ein paar Bösewichte auch – obwohl – das waren eigentlich nur zwei.
Egal… Kim ist gerettet und nicht nur das. Sie greift ins Feuer und rettet den Laptop, der verrät, wohin Tony Jack geschleift hat.

Und Renee fährt zur Hochform auf.

Tony unterhält sich zwischendurch auch mal ruhig und entspannt mit Jacky, während er diesen an einen Zaun kettet und mit Sprengstoff versieht.
Er ist vielleicht noch ein wenig angepisst, weil Jack, in seinem Unwillen ausgeweidet zu werden, einen weiteren heroischen Selbstmordversuch unternehmen wollte. Jawohl, er setzte sich in eine Benzinpfütze und versuchte ein Streichholz anzuzünden. Dämlicherweise rammte Tony rechtzeitig die Garagenwand ein, um das Schlimmste zu verhindern, und Jack lebt immer noch.

Nicht einmal sein herzerweichendes Flehen, gerichtet an den ehemaligen Liebhaber, dieser möge ihn doch bitte, bitte in Frieden sterben lassen, berührt des verstockten Tonys Herz.

Nein, stattdessen gesteht er, dass NICHT Jack seine große Liebe ist, sondern er immer noch Michelle hinterher trauert.
Er wollte sich mit Jacks ausgeweideten Organen nur bei dem Super-Oberbösewicht einschleimen, der hinter allem steckt, was jemals an Bösem in der Serie passiert ist.

Und anstatt dass Jack das einsieht, und ihm auf seinem Rachefeldzug viel Glück wünscht – weil wir ja jetzt wissen, dass Tony nicht böse ist, sondern nur vom Rachedurst zerfressen und in ernsthafter Not nach einem Therapeuten und starken Medikamenten – beschimpft er ihn herzlos.

Also ob Jack noch nie rachedurstig gewesen wäre. Gut – er fährt nur Bösewichter mit dem Jeep über den Haufen, und lässt keine Flugzeuge abstürzen, oder setzt Biowaffen frei – aber immerhin. Das kann ja noch kommen.

Also gut, Jack als Werkzeug in Tonys Racheplan soll den oberfiesen Bösewicht von Telefonierer zum explodieren bringen.
Nur denkt er gar nicht daran, sondern lässt sich von Renee retten, die in einem hinreißenden Einsatz mit wehenden Fahnen und Haaren ihren Jack rettet.

Ihn rettet, damit er in Frieden sterben kann.
Was für ein Mist, denn jetzt hat der arme Kerl auch noch ein paar Stunden Zeit, sich über sein Leben den Kopf zu zerbrechen. Nicht gut – gar nicht gut. Vor allem, wenn man doch so einiges auf dem Kerbholz hat.

Umso besser, dass Jack im Laufe der letzten Stunden einen muslimischen Religionsexperten angeschrien, entführt und bedroht hat, bis Chloe darauf kam, dass der arme Mann unschuldig ist.
Jawohl… mit Staffel 7 entschuldigen wir uns für sämtliche politischen Unkorrektheiten betreffend unserer muslimischen Mitbürger.

Ravi Kapoor – seines Zeichens Gerichtsmediziner bei Crossing Jordan, und von dort bereits Behandlung wie Wasserfolter oder haltlose Drohungen seitens der Behörden gewohnt – verstärkt seinen Akzent und ist einfach bestrickend.

Gut, Jack war zu Beginn ihrer Bekanntschaft ein wenig unfreundlich, aber allein die Tatsache, dass Jack – nachdem ihm sein Irrtum bewusst wurde – Ravi Kapoor nicht erschossen und in der Wüste verscharrt hat, um seinen Fehler zu vertuschen – gewann ihm des guten Mannes verzeihendes Herz. Nicht zu vergessen – die tödliche Diagnose.

Letztendlich besteht ja auch kein Zweifel, dass Jack definitiv Unterstützung im spirituellen Bereich benötigt. Und Ravis schöne große Augen tun ihr Übriges.

Apropros schöne Augen. Zu Ravis Unterstützung im Bereich des Ausbadens ehemaliger 24-Sünden eilt ebenfalls der junge Mann aus Sleeper Cell, eine Serie, die ich jedem 24 Seher ans Herz legen kann.
Zuerst dachte ich Omid Abtahi wohnt mit seinem Liebsten zusammen, aber nicht jeder Drehbuchautor besitzt eine derart schmutzige Phantasie wie ich. Demnach handelt es sich um seinen kleinen Bruder, der – wir erraten es – entführt wird, damit der arme Mann erpresst werden kann, unaussprechliche Dinge zu tun. Er hält sich wacker und zur Belohnung rettet Jack seinen Bruder und ihn und darf ein Lächeln mit Ravi tauschen.
Ich glaube fast, dieser Handlungsstrang ist mein liebster.

Schon allein als der junge Mann sich - anders als Jack - entscheidet, nicht die Welt für das Überleben eines einzigen Anverwandten zu opfern, und sich hilfesuchend an uniformierte Vertreter des Gesetzes wendet – wissen wir doch, dass er der edlere Charakter ist.

Leider gehören die Uniformierten zu den Terroristen.
Ja, wer nicht Jack heißt, hat mit unliebsamen Überraschungen zu rechnen.

Aber wie gesagt – es gibt ein Happy End. Bis auf die zahllosen Toten. Und darauf, dass sich kein Mensch für irgendwelche afrikanischen Staaten interessiert, in die Amerika schnell mal einmarschiert, um zu gucken, was amerikanische Söldnertruppen und Biowaffenentwickler an der Bevölkerung so herum probiert haben, und dann schnell wieder geht, bevor sich seine tapferen Vertreter noch mit irgendwas anstecken.
Also – fast wie im richtigen Leben.

Auch das traurige Ende Jacks war eigentlich absehbar.

Was hat dieser Mann im Lauf der Staffel nicht alles unternommen, um endlich sterben zu dürfen. Und dann das.
Kaum hat er sich von allem und jedem gebührlich verabschiedet, mit Hilfe von Ravi Kapoors zweizeiligem Gebet Frieden mit dem Universum geschlossen, und sich in Vorfreude auf die Ewigkeit zur Ruhe gebettet, schon kommt die sture Kim hineingestürmt.

Wankelmütig wie sie ist, besann sie sich irgendwann zwischen Blutbad und Laptop-Rettung darauf, dass Jacks Tod sie eigentlich tierisch nerven würde.
Sie krempelt ihren Arm hoch, und besteht auf der Stammzellentransfusion… oder was auch immer. Weiteres wird uns erspart… zum Beispiel wie so etwas funktionieren soll… oder wie Jack aufwacht und feststellt, dass er immer noch auf Erden festsitzt – trotz aller Bemühungen – trotz Freispruch von Ravi Kapoor.

Übrigens… so schnell möchte ich auch mal Frieden finden. Andere Leute irren jahrzehntelang von Kirche zu Kirche, diskutieren sich den Kopf heiß mit Vertretern des Klerus, versuchen sich an Buddhismus, Wicca und jeder anderen noch so geringen Chance mit Hilfe von Religion oder Philosophie einen Sinn zu erkennen.
Und für Jack reicht ein Zwei-Zeilen-Gebet?
Er lächelt selig und bemerkt, dass er jetzt bereit wäre.
Andererseits blieben ihm auch nur noch zwei Minuten, bevor Kim einbrach. Da muss man Abstriche machen.

Fazit: Jack wird überleben.
Tony lebt erstaunlicherweise auch noch. Böse oder gut oder gut-böse, auf jeden Fall bereit für erneute romantische Abenteuer mit Jack.

Renee und Jack wird sich wohl nicht vermeiden lassen. Igitt. Nichts gegen Renee. Sie wuchs mir doch im Laufe der Staffel ans Herz. Aber seien wir ehrlich – auf Anhieb wüsste ich zehn Darstellerinnen, die mir besser in der Rolle gefallen würden. Nehmen wir mal – nur als Beispiel – die toughen Schönheiten aus Numb3rs. Jede einzelne könnte ich mit Jack sehen.

Aber was soll’s. Und wer weiß, was kommt. Jack in Liebesdingen ist nicht unbedingt der Stabilste.
Und leider wird uns das Beste wieder vorenthalten.

Vermutlich dürfen wir uns ohnehin nur ausmalen, wie Jack aufwacht, sich darüber wundert, wie es im Himmel aussieht, dann Kim ausgiebig beschimpft, weil sie mal wieder nicht auf ihn gehört hat, und außerdem jemanden geheiratet hat, der nicht mit Jack in Mexiko war.
Renee… der neue Jack…tut zumindest bereits alles, um die Flagge hochzuhalten.
Sie kettet die nette Ersatz-Chloe an die Wand, und entsorgt ihre Marke, damit sie ein wenig foltern konnte, und ihr Seelenheil somit trotz Jacks Warnung unwiderruflich Richtung Hölle schickt.

Sie wird auch Jack aufsammeln, Kim wiederbeleben, Chase Edmunds auftreiben und den einen Fall finden, der es notwendig macht, dass Tony aus dem Gefängnis kommt und mit Jack zusammenarbeitet.
Wir freuen uns auf die wiederholte Entführung von Kims Töchterchen, das Ableben ihres Gatten… denn ihr wisst, mit wem dieser ersetzt werden sollte… und erneute Versuche Jacks, den Heldentod zu erleiden.
Andererseits… er könnte auch mit Renee glücklich werden… wäre das nicht furchtbar? Auf jeden Fall wäre es dann nicht mehr mein Jack.

Oh nein – mein Jack gehört in Dantes Inferno, und zwar mittenrein.

Alles in allem – tolle Staffel.
Aber ich liebte auch Staffel 6 - also bin ich kein Maßstab.

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