Freitag, 17. Juli 2009

Büchse der Pandora

Titel: Büchse der Pandora
Autor: callisto24
Genre: Wirre Gedanken


Wie war sie nur in diese Situation geraten, zusammengequetscht, wie in einem zu klein geratenen Gummianzug, gegen einen Plastikkasten gepresst, der sowohl Nottelefon als auch die Schalter enthielt, die in die verschiedenen Stockwerke führten.
Überhaupt – Stockwerke. Wenn man diese Bezeichnung wählen wollte.
Das ganze Gebäude war eigentlich zu schmal um wahr zu sein, zu krumm und dünn, als dass es sich den Gesetzen der Schwerkraft nach aufrecht halten konnte.
Und trotzdem hielt es sich aufrecht, gähnten dunkle Fensterfronten über den lichtdurchfluteten Straßen der Stadt.
Einer staubigen Stadt, in der ein Gebäude wie dieses nicht auffiel, in der seltsame Hochhäuser an der Tagesordnung waren. Nur nicht derart schmale, derart verdrehte und auf ihre eigene Art elegante Häuser.
Zumindest von außen elegant.
Denn als Frida sich in den Fahrstuhl quetschte, der kaum groß genug war, um sie aufzunehmen, geschweige denn jemanden, der nur ein wenig breiter gebaut oder höher gewachsen war, fragte sie sich doch, welches kranke Gehirn auf den Entwurf einer Architektur wie dieser gekommen war.
Nichtsdestotrotz erreichte sie ihr Ziel. Auch wenn es sich als schwierig herausstellte. Auch wenn das Stockwerk, das sie zu erreichen suchte, weder angezeigt, noch erwähnt wurde, sondern auf eine versteckte, verborgene Weise existierte, nur für die existierte, die von seiner Existenz bereits wussten.
Und Frida gehört zu jenen, die davon wussten, auch wenn sie ahnte, dass sie eigentlich nicht zu ihnen gehören sollte, dass sie nicht willkommen war.
Denn bei ihr handelte es sich nur um eine der seltenen Gewinnerinnen. Eine der Gewinnerinnen, die tatsächlich den Preis angenommen hatten, so sehr sie dies auch in den letzten Tagen begann zu bereuen.
Denn wie immer war sie zu überstürzt, zu übereilt aufgebrochen, als dass es gut für sie wäre. Gedankenlos, begeistert hatte sie die Chance ergriffen, die einmalige Chance, denn das Glück des Spiels war nicht gewohnt, Frida zu verwöhnen.
Doch dieses Mal hatte sie gewonnen, hatte diese Reise gewonnen, diesen Flug weit hinaus in die Welt, über die Himmel in Richtung der Freiheit des Horizontes. Bis sie hier gelandet war, erneut eingesperrt, erneut gefangen in einer glühenden Großstadt, in der das Atmen schwer fiel. Auch wenn sie nicht eingequetscht zwischen den Wänden eines Fahrstuhles ausharrte, die Übelkeit hinunter kämpfte, welche die ruckartigen Bewegungen des Gefährts auslösten.
Ihren Gewinn hatte sie beanspruchte, die Reise angetreten, ohne zu überlegen, und ohne sich zu fragen, wie sie den Weg zurück finden sollte. Denn erst dort angekommen, in der fremden Stadt, in der Höhe des Dachstuhles, fiel ihr ein sich diese Frage vor Augen zu führen. Die Frage, wie sie denn zurückkehren sollte. Wie es ihr gelingen sollte, die Zeit des Urlaubs abzuschließen und zurückzukehren in ihr normales Alltagsleben.
Hätte sie doch früher gefragt, sich früher gekümmert um die Notwendigkeiten, die zu bedenken überlebenswichtig war. Doch sie öffnete die Büchse und griff gedankenlos in ihr Inneres, beseelt allein von dem Gedanken an eine Reise, von der sie geglaubt hatte, dass sie ihr ein Leben lang verwehrt bliebe.
Doch nun, da sie hier war, konnte sie nicht wieder zurück. Der seltsame Gewinn bestand in einem unsicher verlaufenden Flug ohne Netz, ohne doppelten Boden und ohne Rückfahrtschein. Sie war darauf hereingefallen, hatte mit ihrer eigenen Überstürzung und Ungeduld ihr Schicksal besiegelt.
Und nun stand sie da, vor einem Berg neuer Probleme und ohne eine Idee, wie diese zu lösen seien. Doch so widersinnig dies sein mochte, so brüchig die Stelzen unter ihren Füßen sich auch anfühlten, sie bereute nichts.
Das Spiel lief an, und zur Hölle sollte sie fahren, wenn sie es nicht spielte, so gut es in ihren Kräften stand.

Keine Kommentare: