Google-Gänger
Ein neues Wort. Zumindest für mich ein neues Wort.
Google-Gänger sind die mehr oder weniger gesichtslosen Gestalten, die auftauchen, wenn man so frei ist, in der Google-Suche den eigenen Namen einzugeben.
Denn sobald wir dies tun, wissen wir, dass wir nicht einzigartig sind. Was durchaus Vorteile mit sich bringt. Ich zum Beispiel konnte diverse würdige Namenscousinen meinerseits entdecken. Sollte als jemals jemand fragen, so bin ich selbstverständlich nicht die mit den schmutzigen Geschichten im Internet, sondern die mit Auszeichnungen überhäufte Biologin, die sich der Erforschung der Ringelnatter widmet. Oder jene, die Bücher über Vögel verfasst. Oder die Bibliothekarin, die ernsthafte Vorträge hält. Ich könnte eine von diesen sein. Und mir bleibt die beruhigende Gewissheit, dass – sollte jemals jemand auf die abwegige Idee kommen, meinen Namen zu googlen, er über eine Vielzahl achtenswerter Exemplare unserer Gesellschaft stößt.
Zu dumm allerdings für jene, die auf der Suche nach Forschern oder Bibliothekaren auf mich stoßen sollten.
Habe ich nun Grund mich schuldig zu fühlen? Sollte ich mich genieren bei der Vorstellung, dass eine Studentin, die gerade den Namen der Professorin googelt, in unaufhörliches Kichern ausbricht, weil sie glaubt entdeckt zu haben, dass diese heimlich Anstößiges in ominöser Umgebung veröffentlicht?
Also – ich geniere mich nicht. Weil ich ein schlechter Mensch bin, und davon überzeugt, dass die Mehrzahl der Menschen sich vorstellen kann, dass Namen vervielfältigte werden können. Zudem aus Schall und Rauch bestehen, zudem nicht mehr als sinnlose Aneinanderreihungen von Lauten oder Buchstaben sein dürften.
Ohnehin wollte ich immer anders heißen – irgendwie poetischer – Mondschein oder so.
Aber natürlich getraue ich mich nicht einen Künstlernamen zu erfinden. Zum einen, weil der Begriff in meinen Ohren ein wenig eingebildet klingt, und zum anderen, weil ich mir mit diesen ganzen Copyright-Vorschriften mehr als unsicher bin. Also bleibe ich bei meinem Namen. Zumal ich nicht die Einzige bin, die ihn trägt. Nicht im Internet. Und ich kann mir vorstellen, dass im wahren Leben noch unzählige weitere Exemplare herumlaufen, die sich fragen, ob ihr Name nicht etwas klangvoller hätte ausfallen können.
Ich bin also so sicher, wie das Amen in der Kirche, kann weiter schamlos schalten und walten, die Prominenz aus Film, Funk und Fernsehen belästigen, Schmutz und Schund verbreiten, bis mir doch jemand auf die Schliche kommt, mich einkassiert, aus dem Verkehr zieht, bewaffnete Truppen oder wahlweise die Männer mit den weißen Turnschuhen auf mich ansetzt.
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