Spoiler-Warnung für Heroes Staffel 4, Volume 5 und die auf der Comic Con gezeigte Vorschau!
Laber-Warnung – endloses Gelaber zum Zwecke der Selbsttherapie!
* * *
Jetzt bin ich wirklich ernsthaft beunruhigt.
Dabei sollte ich doch im Grunde daran gewöhnt sein. Aber mittlerweile wächst sich das leichte Unwohlsein zu ernsthafter Besorgnis aus.
Wie immer dreht sich meine Sorge um wichtige Dinge, beziehungsweise Persönlichkeiten, beziehungsweise um eine ausgesprochen bedeutende Persönlichkeit, um Nathan Petrelli.
Ich gebe ja zu, dass ich zur Zeit der Sichtung der ersten Staffel noch nicht so recht von der Serie oder Nathan an sich überzeugt war. Auch Staffel 2 ließ sich gut ertragen, da inzwischen im gelobten Land, also in den USA, die 3.Staffel bereits begonnen und ich mich somit beruhigt in dem Wissen zurücklehnen konnte, dass Nathan Petrelli trotz tödlicher Schüsse eben nicht tot war.
Vage erinnere ich mich an Diskussionen zum Thema warum eigentlich, doch diese wurden sofort von Auseinandersetzungen zu den sich permanent überschlagenden Ereignissen in der Serie verdrängt.
In Heroes geschieht schließlich ständig etwas Verrücktes, Übernatürliches, weshalb eine weitere, unerklärte Auferstehung eigentlich keine Rolle spielen sollte.
Aus diesem Grund entlockte mir auch das Finale der 3.Staffel nicht mehr als ein müdes Lächeln. Sollten sie doch versuchen, Nathan umzubringen. Ich räumte ihnen keine wahren Erfolgschancen ein.
Obwohl mich nach und nach die Meinungen gleichgesinnter Fans einholten, die den guten Nathan für tatsächlich verstorben hielten, und sein Ableben ernsthaft betrauerten.
Doch ich selbst klammerte mich immer noch an die stille Hoffnung, dass die Transplantation von Nathans Seele in Sylars Körper und die nachfolgende Übernahme desselben ein deutlicher Hinweis auf die Weiterexistenz meines über alles geliebten Petrellis sei.
Mohinder Sureshs weise gemurmelte Worte und aufgeworfene Frage, ob es sich bei einem menschlichen Wesen um die Summe seiner Erinnerungen handele oder ob mehr vonnöten sei, gaben mir zusätzliche, wenn auch im Nachhinein betrachtet, wohl durchaus trügerische Hoffnung.
Aber damals, besser gesagt vor erst wenigen Monaten, war ich ernsthaft davon überzeugt, dass in der verrückten unsinnigen Welt der Heroes eine durchschnittene Kehle kein endgültiges Todesurteil bedeuteten. Vor allem wenn der Ermordete in der Voranzeige zur nächsten Staffel munter, wenn auch leicht verwirrt, durch sein Büro spaziert.
Oh, was war ich naiv.
Aber stirbt nicht die Hoffnung zuletzt? Klammert man sich nicht an jeden Funken, der aufflackert, auf welch dünnen, wackeligen Beinchen dieser auch stehen mag?
Zumindest – und ich war nicht die Einzige, die sich damit tröstete – konnte der passionierte Zuschauer sich auf weitere Szenen mit seinem Lieblingshelden freuen, selbst wenn dieser nicht ganz er selbst war.
Ganz im Gegenteil: Bot die Aussicht auf den angedeuteten, inneren Zwiespalt des Charakters oder der Charaktere eine Vielzahl erfreulicher Möglichkeiten, was sowohl die Spannungssteigerung der Handlung angeht, als auch die Vielfalt der Interpretationen, die dem talentierten Darsteller offenstanden. Den talentierten Darstellern, denn es sind ja nun ihrer zwei, die sich einen Körper teilen – und eine Seele – und was auch sonst noch.
Nun gut, mit dieser vergnüglichen Aussicht konnte ich durchaus leben. Vielleicht etwas weniger Nathan, aber dafür einer der interessanten Art.
Insofern stellte auch die Überbrückung der Sommerpause kein größeres Problem für mich dar, kein allzu Großes zumindest.
Doch dann geschah es – Die Comic Con.
Zugegeben, ich hatte mich wirklich darauf gefreut, soweit man sich als ferner Beobachter auf ein Ereignis wie dieses freuen konnte. Als relativer Neuling im Fandom-Gewerbe fragte ich mich zwar eine Weile vergeblich, worum es sich eigentlich handelt, wo Sinn und Zweck liegt, und warum ich mich dafür interessieren sollte. Aber diese Frage war schnell geklärt, nachdem offenbar wurde, dass Nathan, oder sein Darsteller – also ein und derselbe – dort auftauchen würde. Mein Herz schlug sofort höher und erhoffte sich Fotos, Videos, Berichte, Gerüchte und Spekulationen – einfach all die Dinge, die das Leben lebenswert machen, und für die wunderbare Zeitverschwendung im Internet sorgen.
Doch für Zweifel war es längst zu spät. Der Zug war abgefahren. Als Heroes-Besessene musste ich mich der Sache stellen.
Ich harrte also der Dinge, die da kommen sollten, quälte mich nicht mit der unnötigen Frage, was eigentlich ein Panel sei oder wozu man es brauche.
Nein – ich durchforstete, sobald möglich, die mir bekannten, einschlägigen Quellen nach Informationen, nach Futter für meinen Affen.
Und ja – Nathan war da. Peter war da – Sylar war da und sogar T-Bag, außer Konkurrenz.
Noch viel besser: eine Preview wurde gezeigt – mehr Futter für den Affen, Nahrung für die Seele, Quelle der Inspiration.
Nun – um ehrlich zu bleiben – eindeutig zu wenig Nathan. Mag sein, dass jedem Charakter ein fairer Anteil an Bildschirm-Zeit zugestanden wurde, und Nathan seinen Teil abbekam, doch dem Hardcore Fan war dies nicht genug.
Also mir – ich wollte mehr.
Ach – hätte ich mich doch mit dem zufrieden gegeben, was geboten war, denn der Schrecken näherte sich unaufhaltsam. Einen Tag später und mit einem Paukenschlag tauchte die zweite, verlängerte Vorschau auf.
Es wäre besser gewesen, gleich bei der Beschreibung meine neugierigen Finger von dem Unheil zu lassen. Aber so ist der Mensch – seit Adam und Eva.
Ich klickte also an.
Und sah.
Wie Nathan starb – schon wieder.
Verstehen konnte ich zwar nichts, und die Bildqualität war auch bescheiden, aber solche Kleinigkeiten konnten mich noch nie abhalten.
Denn was ich auf jeden Fall und nur allzu deutlich erkennen konnte, war Nathan, wie er erwürgt, entführt, in ein tiefes Grab geworfen und dann auch noch erschossen wurde. Mehrmals! Mehrmals – wirklich! Bevor der finstere Mörder – diesmal nicht Sylar, weil Sylar war ja auch Nathan, den guten Nathan gründlich verbuddelte.
Wie viel kann ein Fan ertragen? (Und ich glaube, ich habe mich das schon öfter gefragt.)
Gut – es sollte mich noch nicht schockieren – schließlich ist Nathan ja irgendwo Sylar und Sylar irgendwo sowas wie unsterblich.
Aber als wären dies der Schrecken nicht genug, so rumort es in der Erde und aus dem finsteren Grab erhebt sich eine Gestalt – nicht Nathan sondern Sylar!
Wieso?
Wieso nur?
Hat die wiederholte Ermordung Sylars romantische Seite geweckt und er Nathan aus seinem Körper geschubst?
Einfach so? Ohne Vorwarnung?
Ist Nathan diesmal nun wirklich – endgültig tot, weggeflogen, in anderen Gefilden gelandet?
Ich glaube meine Grenze ist hiermit erreicht.
Die Vorschau schließt mit dem Bild Sylars, der vor sich hin grummelt, dass er seinen Körper wieder haben will. An sich eine gute Zeile, aber nicht für mich.
Und vor allem anderen – er hat ihn doch schon – den Körper.
Es ist schließlich Sylar auf dem Bildschirm, der irgendein Baby hält – als ob mich das erschrecken könnte. Soll er doch mit Klein-Matt machen was er will. Schlimmer kann es schließlich nicht mehr werden. Er hat Nathan umgebracht, und ihn dann aus seinem Körper geschubst, und jetzt werden wir ihn nie wiedersehen.
Ich bemühe mich sehr, die Fassung zu bewahren, aber es gelingt mir kaum. Ich hasse den Kerl – Sylar. Soll er doch im Weltraum bleiben. Unverzeihlich, dass er es wirklich gewagt hat, Nathan zu töten. Und der nun tatsächlich – vielleicht – wenn ich Pech habe – auch noch tot bleibt.
Das bedeutet, fort ist, verschwunden, ex und hopp. Vielleicht noch einen schäbigen Gastauftritt hinlegen darf – in der Erinnerung irgendeines der anderen, dusseligen Charaktere.
Oh ja, es hat lange gedauert. Verleugnung der Realität dient doch stets als perfekter Selbstschutz – für eine Weile.
Umso schmerzhafter, wenn der ausgelieferte Fan der Wahrheit ins Auge sehen muss.
Ich kann es immer noch nicht. Nicht so richtig.
Ich klammere mich an die Vorstellung, dass Nathan vielleicht mit Hilfe magischer Beschwörungsformeln oder merkwürdiger wissenschaftlicher Experimente am Leben erhalten wird. Von mir aus benötigt dieses Phänomen auch keinerlei logischen Erklärung – ich bin weit darüber hinaus, alles logisch erklären zu wollen.
Nein – was zählt ist nur das eine – Nathan, und dass er zurückkommt. Meinetwegen auch als sein eigener Zwillingsbruder – im Labor gezüchteter Klon – was auch immer. Hauptsache, ich habe meinen Nathan wieder.
Doch wann hat mir das Fernsehen schon gegeben, was ich wollte.
Vielleicht sollte ich mich doch mehr mit dem wahren Leben beschäftigen, mag sein, dass dort die Chancen größer sind.
Aber nicht – solange noch der Funke einer Hoffnung besteht.
Immerhin war Nathan bei diesem Heroes-Panel. Er befand sich sogar ziemlich in der Mitte des Geschehens. Bedeutet das vielleicht, dass seine Rolle weiterleben darf? Kann der Nathan – Fan hoffen?
Oder befinden wir uns, wie jemand so klarsichtig bemerkte, in einer Variante von South Park, in der letztlich innerhalb jeder Folge, einer der belanglosen Nebendarsteller aufsteht, und ruft: „Verdammt, sie haben Nathan getötet!“ Worauf Peter kontert: „Diese Schweine!“?
Das Schöne an dieser Möglichkeit ist, dass Nathan dann ohne weitere Erklärung in der nächsten Folge wieder dabei ist.
Allerdings, und wenn ich mich recht entsinne, ging das für Kenny nicht lange gut. Irgendwann musste auch er in den sauren Apfel beißen.
Und ich hoffe, hoffe wirklich, dass es für Nathan noch nicht soweit ist.
Eigentlich komisch – ich mag den Charakter gar nicht. Er ist fies, verschlagen, bewegt sich innerhalb gleich mehrerer moralischer Grauzonen, stellt seine Karriere über alles und ist insgesamt kein netter Typ.
Aber vielleicht macht ihn das zu einem von uns.
Denn wenn es hart auf hart kommt, zeigt er immer wieder den so gründlich verborgenen guten Kern. Sei es, dass er Peter unter Einsatz seines Lebens und seiner Zukunft aus der Gefahrenzone fliegt, nur weil er weiß, dass es für seinen Bruder keine andere Wahl gibt. Oder dass er, bärtig und gebrochen seine Kinder vermisst.
Auch wenn man es der Frau nicht unbedingt verübeln kann, wenn sie sich und die Jungs aus seinem Umfeld entfernt.
Umgibt er sich doch allzu oft und gerne mit langbeinigen, blonden Schönheiten. Aber auch das ist doch nur menschlich. Ja, Nathan ist wie du und ich, ein Mensch mit Schwächen, mit Ecken und Kanten.
Gut, der Durchschnittszuschauer strebt weder die Präsidentschaft an, noch besitzt er ein respektables Vermögen oder schickt private Söldnertrupps durch die Gegend.
Was jedoch nicht bedeutet, dass der Durchschnittszuschauer nicht gerne so gutaussehend wäre, oder erfolgreich, oder charismatisch.
Allerdings nicht erschossen, begraben und aus dem Körper geschubst.
Es ist wahrlich eine Katastrophe.
Nathan ermordet. Die Fanwelt verstört.
Und keiner merkt es. Keiner außer mir. Bis jetzt noch nicht. Haben die wahren Nathan-Anhänger ihre Trauerarbeit bereits beendet? Oder befinden sich in einer weiterführenden Phase?
Denn ich höre keine entsetzten Aufschreie. Diese gab es nach Nathans merkwürdiger Persönlichkeitsverwandlung, und nach seiner Ermordung durch Sylar.
Wahrscheinlich liegt darin der Grund. Sogar Adrian Pasdar selbst hat zugegeben, dass Nathan wirklich tot ist. Nur wollte ich es nicht glauben. Und jetzt bin ich am Verhandeln.
Ich suche nach Auswegen, flehe den Erlöser an, mich zu erhören, biete meine unzerstörbare Treue zu der Serie, wenn nur Nathan erhalten bleibt.
Doch vergeblich. Es scheint, als nähere ich mich dem Punkt der Einsicht, als könnte ich mit der Depression anfangen. Und ich brauche ehrlich keine Extra-Depression.
Nun gut – vielleicht lebt Nathan ja in anderen Serien weiter. Vielleicht wendet sich der Schauspieler blühenden Ufern zu, die ihm mehr Sendezeit gewähren.
Aber es wäre nicht dasselbe. Es wäre nicht Nathan.
Und so wird dies zu einem Schwanengesang und meinem Abschiedslied an Nathan. Für den Moment, denn vielleicht – vielleicht kommt er ja doch wieder.
Vielleicht beschwört Matt Parkman ihn herauf, kickt Sylar mit elegantem Schwung aus seinem Körper, und schickt ihn zurück auf die Enterprise wo er hingehört.
Vielleicht – doch da bin ich schon wieder beim Verhandeln. Es dauert wohl noch ein wenig mit der Akzeptanz.
Ich sollte mich in Geduld fassen und nehmen, was ich von Nathan kriegen kann. Vielleicht in Erinnerungen schwelgen – Wiederholungen ansehen wie andere, wirkliche Menschen Fotoalben.
Einmal wird er ja noch kommen.
Die Vorschau beweist, dass wir wenigstens seine Sterbeszene ansehen dürfen, seine vierte inzwischen? Mindestens.
Den Abschied etwas hinauszögern, die Aufmerksamkeit auf andere Charaktere lenken. Weiß Gott, dass Heroes davon ausreichend anbietet.
Alles keine wahre Alternative zur stillen Hoffnung.
Besorgniserregend erscheint mir zu guter Letzt noch, die so auffallend zur Schau getragene Dankbarkeit des Darstellers gegenüber seinen Fans. Weiß er, dass seine Zeit abgelaufen ist? Dass die Verabschiedung droht und diesmal die Endgültige?
Endgültig genug, dass sogar Ungläubige wie ich einsehen müssen, dass Nathan wirklich zur Vergangenheit wird, zu einem staubigen Überrest vergangener Größe.
Es hilft wohl nichts.
Solange sie nicht seinen Klon aus dem Company-Keller ins Spiel bringen, könnte das Spiel für ihn aus sein. Damit werde ich leben müssen. Wenn auch ungern.
Um es mit Bernd dem Brot zu sagen: Mist!
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